Wien: Südamerika-Park
Posted by JolaUpdated 08.12.2011! Nach zwei-jähriger Bauzeit wurde am 10. Juni 2010 die neue Südamerika-Anlage, genannt Südamerika-Park, eröffnet. Auf insgesamt 3.500 m² tummeln sich Ameisenbären, Capybaras, Nandus, Seriemas, Tapire und Vicunjas, auf der Rückseite des Südamerika-Hauses außerdem etliche Präriehunde.
Südamerika-Park
Der Südamerika-Park beginnt beim Jaguar-Gehege und erstreckt sich bis zum Vogelbrunnenplatz beim Regenwaldhaus. Auf der einen Längsseite der Außenanlage befinden sich Polarium und Mähnenrobben sowie die Eisbären-Anlage, auf der anderen Seite der Heimtierpark und der Kinderspielplatz. Auf der Jaguar-Seite sind der Teich und das kleine Haus mit der Besucherterrasse, am anderen Ende das Südamerika-Haus.
Das kleine Haus ist für Besucher nicht zugänglich. Auf dem Dach gibt es aber eine große Aussichtsterrasse, von dem aus man einen guten Ausblick sowohl auf die Südamerika-Anlage als auch auf den Pool der Mähnenrobben hat. Blick auf die Terrasse während der Bauphase:
Vikunjas und Nandus vor dem kleinen Haus:
Am anderen Ende der Außenanlage (Richtung Pelikanteich, Nashorn-Park) befindet sich das Südamerika-Haus mit den Bereichen für Capybaras, Tapire und Ameisenbären:
Blick auf das Südamerika-Haus mit dem Bereich der Präriehunde vom Vogelbrunnenplatz aus:
Auf dem Vogelbrunnenplatz befinden sich zahlreiche geschnitzte Holz-Objekte. Diese sind vor allem als Spielmöglichkeit für kleinere Kinder und als Sitzgelegenheit gedacht. So kann man etwa im Stelzenwald auf den senkrechten Stangen in Bodennähe von Stange zu Stange klettern, durch den Kriechtunnel durch- und auf der Riesenechse herumkraxeln, auf den Baumstämmen balancieren oder auf den lebensgroß und naturalistisch geschnitzten Pelikanen sitzen.
Die Vögel auf dem Stelzenwald (Kormoran, Mandarinente und Möwe in Lebensgröße) verweisen auf die Bewohner des Pelikanteiches.
Ein weiteres, ganz besonderes Objekt vor dem Südamerika-Haus hat an sich nichts mit der neuen Anlage zu tun. Es stammt noch aus der Zeit, als sich die alte Bison-Anlage an der Stelle der heutigen Südamerika-Anlage befand. Der 12 Meter hohe Totempfahl wurde von Alver Tait vom Stamm der Nisga’a in British Columbia geschnitzt; ein Geschenk der Regierung von Kanada an den Tiergarten Schönbrunn anläßlich der 250-Jahr-Feier im Jahr 2002. Alver Tait nannte sein Werk Nisga’a Hli Luu-gadin‘ K’aliiaksim Lisims („Nisga’a, Volk vom Nass Fluss“):
Außenanlage
Die Außenanlage ist eine hügelige Landschaft mit Wasserläufen und einem kleinen Teich mit einer Besucherplattform.
In der Höhe des Kinderspielplatzes kann man die Tiere beim Baden, Schwimmen und Tauchen auch unter Wasser beobachten.
Hier ist Ameisenbärin Ilse gerade im mittleren Teil der Außenanlage unterwegs; nach rechts geht es Richtung Teich und kleines Haus, links ist der Hügel, hinter dem sich das Südamerika-Haus befindet:
Vor dem Südamerika-Haus wurde ein Hügel errichtet, auf dem besonders die Vikunjas gerne grasen und diese auch als Aussichtswarte verwenden:
Innenanlage (Südamerika-Haus)
Das Südamerika-Haus, das auch für BesucherInnen begehbar ist, liegt Richtung Pelikan-Teich in der Höhe des Regenwaldhauses. Hier sind die Capybaras, Tapire und Ameisenbären untergebracht.
Der künstliche Termitenhügel bei den Ameisenbären ist eine interessante Sache:
Wenn man Glück hat, erwischt man eine der Ameisenbären dabei, wie sie mit ihrer langen Zunge den Futterbrei wie aus einem Termitenhügel heraus holt.
Futterbrei aus dem Termitenhügel schlecken kann ganz schön anstrengend sein, hier ist Emilia mit vollem Baucherl an Ort und Stelle eingeschlafen:
Auf der Rückseite des Hauses leben die Präriehunde. Vom Haus aus sind zwei Beobachtungskuppeln, eine für Kinder und eine für Erwachsene, zugänglich:
Zudem sind einige Röhren des unterirdischen Systems der Präriehunde mit Futter- und Schlafstellen durch kleine Fenster einsehbar. Hier ein Präriehund beim Fressen, aufgenommen durch eines der Beobachtungsfenster im Haus am 10. Juli 2010:
Rückseite des Hauses mit dem Bereich der Präriehunde:
Bewohner
Ameisenbären (Myrmecophaga tridactyla)
Die beiden Großen Ameisenbär-Damen sind Ilse (siehe –> Ilse), geboren 1995 in Dortmund, seit 1997 in Wien, und Emilia, geboren am 6. Juli 2009 in Dortmund. Emilia lebt seit Ende Mai 2010 in Wien (siehe –> Emilia). Das Männchen Silva, geboren im Dezember 2007 in Colchester, kam am 8. Oktober 2010 nach Wien (siehe –> Silva).
Am 27. November 2011 brachte Emilia einen kleinen Ameisenbär-Buben zur Welt. Der Kleine erhielt den Namen Hombrecito:
Ilse und Emilia wenige Tage nach ihrem Einzug in das neue Haus:
Ameisenbären lieben Wasser! Ilse geht schon fleißig in den Teich schwimmen, Emilia vergnügt sich lieber im Wasserbecken des Ameisenbären-Bereiches:
Kommen die Tapire auf Besuch, so ist das für Emilia eine besonders aufregende Sache. Ihre Haare stehen dann regelrecht zu Berge.
Die Tapire fühlen sich bei den Ameisenbären sehr wohl, besonders das Futter bei den Nachbarinnen hat es den Tapirbuben angetan (siehe auch –> Die Kirschen in Nachbars Garten)! Die kleine Emilia schläft hier schon, Ilse sucht noch nach Leckereien, die Tapirbuben verputzen genüßlich die Restln des Breies, den die Ameisenbär-Damen übrig gelassen haben:
Und hier sind Ilse und Tibor nach dem Fressen gleich eingeschlafen:
Capybaras (Hydrochaeris hydrochaeris)
Die Capybaras oder Wasserschweine sind die größten Nagetiere der Welt. Sie können ein Gewicht von bis rund 50 kg erreichen. Die beiden erwachsenen Tiere, ein Männchen und ein Weibchen, leben schon seit einigen Jahren in Wien. Die Jungtiere, zwei Weibchen, kommen aus dem Zoo Salzburg. Sie wurden im August 2009 geboren und sind im Mai bzw. Juli 2010 nach Wien übersiedelt.
Eines der beiden erwachsenen Tiere und die Salzburger Capybara-Jungtiere in der Innenanlage am 28. Juli 2010. Tja, Erwachsene mögen es nicht gerne, wenn man sie aufweckt:
Flachlandtapire (Tapirus terrestris)
Die beiden Tapirbuben stammen aus dem Tierpark Szeged in Ungarn. Beide kamen Ende Mai nach Wien. Der ältere ist Tibor, geboren am 14. April 2008, das fünfte Baby von Mama Jenny und Papa Sámos. Seinen Namen bekam er vom Namenspatron an seinem Geburtstag. Übersprünglich hätte Tibor alleine in einen russichen Zoo übersiedeln sollen. Er hatte aber Glück und durfte mit seinem kleinen Bruder nach Wien. Der Kleine heißt Dezsö, geboren am 24. Mai 2009. Sein Namesnpatron ist ein ungarischer Schriftsteller.
Die beiden Tapirbuben rund drei Wochen nach der Übersiedlung in Wien:
Für Tibor und Dezsö war die Übersiedlung nach Wien mehr als „nur“ ein Ortswechsel. Sie müssen sich in Wien nicht nur an eine neue Sprache, die neue Umgebung und den neuen Tagesablauf gewöhnen. Ameisenbären, Vikunjas und Nandus, aber auch die Wiener Pfaue, die sich auch in der Südamerika-Anlage wohl fühlen, sind neu für die beiden Buben. Von ihrem alten Zuhause her kennen die beiden als Mitbewohner nur zwei Capybaras und einen tauben Schwan. So verwundert es nicht, dass die beiden gerne die Capybaras nebenan besuchen gehen. Allerdings muss sich Tibor anstrengen, damit er seinen Popo durch den Schuber bei den Wasserschweinen zwängt. Bruder Dezsö paßt gerade noch problemlos durch, viel wachsen sollte er aber nimmer. Update 28. Juli 2010: in der Zwischenzeit ist der Schuber nur mehr bis zur Hälfte oben, so können die Tapire nimmer hinein.
Sie bekommen auch öfters Besuch von den Capybaras. Manchmal allerdings wohl ziemlich unerwartet, so ist mal Deszö vor Schreck gegen den Schuber gelaufen – die Schrammen auf seiner Nase sind unübersehbar … so kennt man die beiden Tapirbuben nun problemlos auseinander.
Auch die Vikunjas kommen gerne zu Tibor und Dezsö auf Besuch:
Neben Nachbar-Besuchen erkunden die beiden Buben gerne die Außenanlage und wagten sich schon bald auch bis zum Teich am anderen Ende vor:
Flachlandtapire sind gute Läufer, Schwimmer und Taucher, sie baden und suhlen gerne. Sie riechen und hören sehr gut, sind jedoch kurzsichtig. Der besonders bewegliche Rüssel ist ein empfindliches Tastorgan. Auf den Vorderbeinen besitzen sie vier Zehen, die beim Gehen auseinander gespreitzt werden, um nicht in den Boden einzusinken. Auf den Hinterbeinen haben Flachlandtapire nur drei Zehen.
Besonders gerne haben es die Tapire, wenn sie von ihren BetreuerInnen gebürstet und massiert werden:
Nandus (Rhea americana)
Die beiden Nandus, flugunfähige südamerikanische Laufvögel, waren während der Bauarbeiten in einem Gehege außerhalb des Tiergartens oben beim Tirolerhof untergebracht. In der Südamerika-Anlage müssen sie ihr Reich nun mit zahlreichen anderen Tieren teilen. Sie haben sich aber rasch an die neuen Mitbewohner gewöhnt.
Neugieriger Nandu schaut, was es bei den Tapiren und den Ameisenbären Neues gibt:
Wenn die Nandus beim Haus sind, müssen die Vikunjas auch gleich kommen und schauen, sie könnten ja etwas verpassen …
Übrigens, Nandus sind vorbildliche Väter. Die männlichen Tieren richten das Nest her. Nach der Eiablage ziehen die Weibchen weiter, die Männchen brüten alleine und versorgen nach dem Schlüpfen den Nachwuchs während der ersten sechs Monate.
Seriemas (Cariama cristata)
Seriemas sind nach den Nandus die zweitgrößten Vögel Südamerikas. Sie sind schlechte (und eher seltene) Flieger und leben vorwiegend auf dem Boden. Dafür sind sie ausgezeichnete Läufer und erreichen bei Gefahr eine Geschwindigkeit bis zu 70 km/h.
Viel Scheu zeigen sie aber nicht, im Gegenteil, beide sind neugierig und besuchen schon die Ameisenbären in ihrem Zuhause. Sie kennen sich ja schon von der alten Anlage her. In den Wintermonaten bleiben die Seriemas im Haus bei den Ameisenbären.
Scheint die Sonne, so legen sich die Seriemas gerne zum Sonnen nieder – sehr zum Entsetzen vieler BesucherInnen, die meinen, die Seriemas wären tot:
Ist den Seriemas langweilig, gehen sie auch schon mal außerhalb des Südamerika-Parks spazieren:
Auch der weiße Pfau muss hin und wieder nachschauen, ob’s was Neues gibt:
Vikunjas (Vicugna vicugna)
Die vier adulten Vikunjas (oder Vicugnas), ein Männchen aus Hannover und drei Weibchen aus München, gehören zu den Klein- oder Neuweltkamelen. Ihr natürlicher Lebensraum sind Hochebenen in den Anden bis zu rund 5.500 Meter Seehöhe. Vikunjas wurden bereits von den Inkas wegen ihrer wertvollen Wolle geschätzt. Die Inkas domestizierten diese Tiere jedoch nicht. Sie fingen sie ein, schoren sie und ließen die Vikunjas wieder frei. Seit 1825 ist ein Vikunja Bestandteil des Staatswappens von Peru als Symbol für die Fauna des Landes.
Im Herbst 2011 sind zwei Vikunja-Babys geboren worden:
Die Vikunjas haben an sich keinen eigenen Stall. Sie sind sehr friedlich, vertragen sich gut mit den anderen Bewohnern der Südamerika-Anlage und gehen überall hinein, wo sie beim Eingang durch passen. So findet man sie öfters bei den Nandus im kleinen Haus und auch bei den Tapiren, wo sie gerne beim Futter von Tibor und Dezsö mitnaschen.
Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus)
Die Schwarzschwanz-Präriehunde sind keine Bewohner Südamerikas, ihre Heimat ist Nordamerika. Im Tiergarten Schönbrunn bewohnten sie bis zum Frühjahr 2008 gemeinsam mit den Bisons jenen Teil des Zoos, auf dem sich nun das neue Südamerika-Haus befindet. Hier haben sie jetzt – verstärkt durch einige Tiere aus Herberstein – ein neues Zuhause gefunden, in dem sie sich sichtlich wohl fühlen.
Hier zwei Videos von diesen entzückenden kleinen Kerlchen:
Durch zwei Beobachtungskuppeln (Zugang im Haus) kann man die süßen Tierchen aus unmittelbarer Nähe beobachten.
Nein, der weiße Pfau gehört nicht zum Südamerika-Park! Er fühlt sich aber sichtlich wohl und kommt oft zu Besuch:
Anmerkung: der Südamerika-Park ist eine gelungene, den Standards artgerechter Zootierhaltung entsprechende Anlage, die den Bewohnern Bewegungsfreiheit und natürliche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Die Landschaftsgestaltung erfolgte mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail. Der langgestreckte Grundriß erlaubt Tieren, die gerne laufen, sich richtig auszutoben. Die Schwimmer und Taucher können sich in den Wasserläufen und im Teich vergnügen. Die Vergesellschaftung von Ameisenbär, Tapir, Capybara, Vikunja und Nandu funktioniert gut und ermöglicht Abwechslung und Action wie in freier Wildbahn.
Die Besucherterrasse auf dem kleinen Haus ist eine gute Idee. Doch ohne Sonnenschutz (wie etwa die Sonnensegel bei den Robben) und ohne jegliche Sitzgelegenheit wird die Terrasse sicher nicht zum längeren Verweilen einladen. Sinn und Zweck dieser Terrasse geht wohl eher Richtung Mähnenrobben-Fütterung und weniger Richtung Südamerika-Anlage, sie wirkt einfach zu sehr nach Betonwüste.
Die Glaswände im Südamerika-Haus erlauben das Beobachten der Tiere im Innenbereich. Besonders interessant sind etwa der künstliche Termitenhügel, wenn sich die Tiere gegenseitig besuchen gehen, und auch, wenn sie von den BetreuerInnen versorgt werden. Fotografieren ist durch die Spiegelung besonders in Bodennähe nur teilweise bis gar nicht möglich. Im Haus selber ist es oft sehr laut, es hallt regelrecht. Vielleicht könnten da einige schalldämmende Elemente an den Wänden Abhilfe schaffen. Auch einige Sitzgelegenheiten wären gut In der Zwischenzeit wurden einige Sitzgelegenheiten an der Infowand gegenüber der Glasfront montiert.
Dass der Vorplatz (Vogelbrunnenplatz) nun zu einem Großteil zubetoniert und nur ein kleines Fleckerl Naturboden mehr zu finden ist, mag für die Reinigung und für die Schnee-/Eisräumung im Winter praktisch sein, trifft aber sicher nicht jedermanns Geschmack. Ich vermisse den Schotterbelag, mit denen vor allem kleinere Kinder große Freude hatten. Dafür gibt es jetzt die Holz-Objekte als Spielmöglichkeit, eine ausgesprochen nette Idee.
Fazit: Der Südamerika-Park ist eine sehenswerte Anlage, die man bei keinem Zoobesuch auslassen sollte. Für BesucherInnen ist die Anlage alles andere als langweilig – wie es in etlichen Medienberichten rüber gekommen ist. Es ist immer etwas los, man muss sich dafür aber Zeit nehmen. Ergänzung 22. August 2010: Täglich um 14:30 Uhr findet im Südamerika-Haus eine kommentierte Fütterung der Ameisenbären und Tapire statt.
Vielen Dank an den ehem. Kurator Mag. Herwig Pucher und Revierleiter Helmut Ulzer für die Infos!
Stand 8. Dezember 2011
(Fotos & Videos: C. Belik, J. Belik; Anna H., Irene Marsak, Monika Foltyn, mit freundlicher Genehmigung)
9. August 2010 um 14:16 Uhr
Ein feiner Bericht über den neuen Südamerika Park! Danke – auch für die schönen und immer bestens kommentierten Bilder und Videos! Liebe Grüße, Vera Le Bail
19. Januar 2011 um 00:28 Uhr
[…] […]
26. Oktober 2011 um 16:56 Uhr
Hello,zoo visitor friend:
I would like to know who
has been the architect´ studio in charge of the
South America area as well
as the one who will plan
the future polar bears
compound enclosure,please.
Yours faithfully,
Francis Jamey