Gengda: Besuch bei Fu Hu

Posted by Jola
Fu Hu

Panda-Bub Fu Hu im Wolong China Giant Panda Garden, 1. November 2018

Nach dem Besuch bei den Panda-Buben Fu Long und Fu Bao ging das Abenteuer in China weiter mit einem speziellen Tagesausflug zu Fu Hu mit dem Auto in die Berge auf über 1.700 Meter Seehöhe in den China Giant Panda Garden Wolong nach Shenshuping bei Gengda, rund 23 Kilometer vom ursprünglichen Panda-Zentrum Wolong entfernt, das bei dem verheerenden Erdbeben im Mai 2008 total zerstört wurde.

Map Wolong

Übersichtsplan Wolong China Giant Panda Garden, 1. November 2018

Der Weg nach Gengda

Es fährt nur ein Mal am Tag ein Bus von Chengdu nach Wolong, nämlich am frühen Nachmittag, zurück nach Chengdu am späten Nachmittag, so müßte man jedenfalls dort über Nacht bleiben. Da ich das nicht wollte, organisierte ich mir mit Hilfe meines Hotels und des Wolong Giant Panda Clubs einen Fahrer für einen Tag zu einem moderaten Preis. Der Fahrer holte mich in der Früh vom Hotel ab, brachte mich zum Besucher-Zentrum der Panda Base und zum Shuttle-Bus, wartete dort auf mich und am Nachmittag brachte er mich wieder zurück zum Hotel in Chengdu.

Das besondere Abenteuer Wolong (für die Einheimischen ist Shenshuping bzw. Gengda quasi gleich Wolong) begann schon auf dem Weg vom Hotel quer durch die Stadt zur Autobahn S9. Wir fuhren ja quasi ins Nirgendwo im Gebirge, so wollte ich unbedingt unterwegs noch zu einem ATM (Bankomat), um Bargeld abzuheben. Mein Hotel lag ja in der Innenstadt im Finanzviertel, da gab es fast an jeder Ecke eine Bank samt Bankomaten. Je weiter wir stadtauswärts fuhren, umso seltener sah man Banken und noch seltener ATMs, die die österreichische EC-Karte erkannten (siehe –> Yuan, Yuan, wo bist Du? auf meinem Blog MeinePandareise.at).

Es war recht spannend zu sehen, wie sich die Innenstadt von Chengdu von den Randbezirken unterscheidet. Dort sah ich das erste Mal zahlreiche sogenannte Sanlunche (三轮车), das sind dreirädrige Fahrrad/Moped-Taxis, die in etwa seit 2005 vorwiegend mit Gas oder Strom betrieben werden. Viele Eltern bzw. Großeltern brachten ihre Kinder mit einem Sanlunche in den Kindergarten. In der Innenstadt sind sie auch unterwegs, allerdings nicht überdacht, sondern als reine „Lastenfahrzeuge“.

S9 in Sichuan  S303 in Sichuan

(Schilder S9 und S303, Quelle: zh.wikipedia.org)

Die Provinz-Autobahn S9 in Sichuan (Wenchuan-Maerkang Expressway), ein Teilabschnitt der G213, ist eine mehrspurige mautpflichtige Autobahn. Sie verbindet Chengdu sowie den Kreis Wenchuan im Südosten mit dem Kreis Barkam (Ma’erkang) im Norden des Autonomen Bezirks Ngawa der Tibeter und Qiang im Norden der chinesischen Provinz Sichuan. Vorbei ging es an Dujiangyan bis nach Yingxiu und von dort über die Provinz-Landesstraße S303. Der Weg nach Wolong war vor dem Erdbeben schon äußerst beschwerlich, nach dem Erdbeben eine kleine Weltreise, da die Straße total zerstört und teilweise verschüttet war und man über Bergpäße einen mehrstündigen Umweg machen mußte.

Die 45 Kilometer von Yingxiu bis Wolong wurden mit finanzieller Unterstützung von Hongkong trotz widriger Umstände mit heftigen Regenfällen, Überflutungen und Erdrutschen vollkommen neu errichtet (als Dank für die Hilfe haben Bürger und Bürgerinnen von Hongkong freien Eintritt in der Wolong Panda Base!). Es wurden fünf neue Brücken gebaut und sieben Tunnel mit einer Gesamtlänge von mehr als 15 Kilometer. Dies bedeutet, dass man rund ein Drittel (!) des Weges ab Yingxiu in Tunneln unterwegs ist – zumeist in Röhren mit zwei Spuren, aber auch in einspurigen Röhren mit Gegenverkehr. Übrigens, in Yingxiu war das Epizentrum des Erdbebens 2008, es war schon ein seltsames Gefühl, sich in dieser Gegend zu bewegen … und absolut bewundernswert und faszinierend, wie alles in den zehn Jahren seit der Katastrophe damals wieder aufgebaut und revitalisiert wurde!

Hier einige Impressionen vom Weg von Chengdu nach Gengda und retour, aufgenommen am 1. November 2018 in der Provinz Sichuan. Sorry für die schlechte Qualität der Fotos, ich habe sie aus dem fahrenden Auto heraus gemacht:

Nach knapp zwei Stunden Autofahrt vorbei an einem heftigen Auffahrunfall auf der S9 (drei Autos, wobei das dritte Auto in 45° Schräge auf dem mittleren Wagen „lehnte“) und einigen Einheimischen, die – wie bei uns wohl nach dem Motto “ i kenn mi da eh aus“ – auf der S303 trotz Gegenverkehr vor Kurven überholten, kamen endlich diese Tafeln. Da war klar, jetzt kann es nicht mehr lange dauern:

„New Wolong“

Das neue Panda Zentrum Wolong, auch „New Wolong“ genannt, liegt rund 23km vom damaligen Epizentrum entfernt. Es besteht aus zwei Bereichen, Shenshuping und Huangcaoping. In der Huangcaoping Base werden die Großen Pandas in semi-wilden Anlagen auf die Auswilderung vorbereitet. Die Wolong Shenshuping Panda Base, genannt der China Giant Panda Garden Wolong, ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Dort können bis zu 80 Pandas betreut werden. Derzeit leben dort unter anderem „unser“ Fu Hu sowie Panda-Mädl Bao Bao, geboren in Washington, und Lin Ping, geboren in Thailand. Auch die Wiener Zwillinge Fu Ban und Fu Feng befinden sich derzeit (Dezember 2018) dort in Quarantäne.

Shenshuping

Der Name Shenshuping (神树坪, Shén shù píng) hat eine besondere Bedeutung. Shén bedeutet Geist, Gott, Gottheit, shù ist der Baum und píng bedeutet ebene Fläche, Hochebene. So kann man den Namen in etwa übersetzen mit Ebene/Ort der Bäume der Gottheiten. Auf dem Platz des jetzigen Panda-Kindergartens stand früher ein alter buddhistischer Tempel mit zahlreichen, mehrere hundert Jahre alten Bäumen drum herum. Diese uralten Bäume gibt es nachwievor, sie sollen im Sommer auch Blätter tragen. Sie befinden sich allerdings nicht in den Anlagen der Pandas – diese sind ja regelrechte Baum-Vernichter, das wäre nichts für alte Bäume. Der alte buddhistische Tempel wurde abgetragen und nach den Regeln des Fengshui neben der Straße hinauf zum Besucherzentrum wieder aufgebaut – beim nächsten Besuch versuche ich, (vorzeigbare) Fotos von den Bäumen und vom Tempel zu machen.

Damit Ihr eine Idee habt, wo sich was in der Shenshuping Panda Base befindet, hier ein kleiner Übersichtsplan, in der Ansicht von oben mittels Google Maps – ja, diese Panda-Station ist derart groß, dass man sie auf Google Maps recht gut sehen kann. Derzeit (Dez 2018) verfügt der Wolong China Giant Panda Garden über eine Fläche von 450 Hektar (zum Vergleich: der Tiergarten Schönbrunn hat 17 Hektar!), es gibt 14 Gehege im Außenring, 12 Gehege im Innenring und Panda Kindergarten Halle 1 und Halle 2 mit mehr als 40 Pandas aller Altersstufen (Quelle: Weibo). „Unser“ Fu Hu lebt in Haus 2 im Inneren Ring:

Plan Gengda

Übersichtsplan China Giant Panda Garden, Stand Dezember 2018 (Zum Vergrößern anklicken)

Und hier einige Impressionen vom China Giant Panda Garden Wolong in Shenshuping bei Gengda, aufgenommen am 1. November 2018. Es war ein wunderschöner sonniger Tag mit über 20 Grad Celsius auf mehr als 1.700 Meter Seehöhe:

Ich habe natürlich nicht nur „unseren“ Fu Hu gesehen, sondern auch zahlreiche andere Pandas, die ich von Webcams her kenne. Ich möchte Euch eine kleine Auswahl von diesen Süßen nicht vorenthalten, einige Namen kommen Euch sicherlich bekannt vor! Fotos aufgenommen im China Giant Panda Garden Wolong in Shenshuping bei Gengda am 1. November 2018:

Und hier ist „unser“ Panda-Bub Fu Hu. Er hat auf seiner Plattform geschlafen, aber immer genau gehorcht, wo ich mich befinde, und seinen Kopf und seine Ohren in meine Richtung gedreht. Ich hatte schon den Eindruck, dass er auf leises Sprechen in deutscher Sprache reagiert hat, genau so wie seine Brüder. Die fehlenden Stellen auf seinem Kopf sind schon zugewachsen, nur mehr ein kleiner Fleck auf der linken Wange war noch zu sehen. In Shenshuping scheint es ihm sehr gut zu gehen. Fotos aufgenommen im China Giant Panda Garden Wolong in Shenshuping bei Gengda am 1. November 2018. Seine Namens-Tafel war bei der Anlage leider noch nicht montiert, so gibt es davon auch noch kein Foto:

 

Fotos © Jola Belik

 

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