Wien: Orang-Utans

Posted by Jola
Sol schaute erstaunt zur Decke, als die Beleuchtung abgedreht wurde, 20. Jänner 2010

Sol schaute erstaunt zur Decke, als die Beleuchtung am Abend abgedreht wurde, 20. Jänner 2010

Die Orang-Utans Vladimir, Nonja, Sol und Mota im Tiergarten Schönbrunn wohnen in der ORANG.erie am westlichsten Ende des Zoos, durch eine Unterführung neben dem Verwaltungsgebäude erreichbar. Nonja ist vor vielen Jahren durch ihre Malkünste und erst im vergangenen Jahr durch ihre Fotos auf Facebook bekannt geworden, Sol in ihrer früheren Heimat als Fußball-Vorhersagefee. Kaum einer kennt hingegen die Geschichte von Mota, die eine grundlegende Rolle bei der Entstehung der Orang-Utan-Fingerabdruck-Datenbank spielte, mit deren Hilfe aus dem illegalen Handel befreite Borneo Orang-Utans identifiziert werden können.

Außenanlage der Orangs, 4. September 2010

Außenanlage der Orangs mit Klettergerüst, 4. September 2010

ORANG.erie

Die Orang-Utan-Anlage in der ORANG.erie bietet einen 230 m² großen und 8 m hohen Innenbereich sowie eine 750 m² große Freianlage mit bis zu elf Meter hohen Kletterbäumen mit Netzen, Schwing- und Kletterseilen.

Infotafel bei den Orangs, 31. Dezember 2009

Infotafel bei den Orangs, 31. Dezember 2009

Blick auf die Außenanlage und das Gebäude (ORANG.erie) vom Sichtfenster in der Unterführung aus, 4. September 2010

Blick auf die Außenanlage und das Gebäude (ORANG.erie) vom Sichtfenster in der Unterführung aus, 4. September 2010

Nonja (li), Vladi (mitte) und Sol (re), 3. März 2010

Nonja (li), Vladi (mitte) und Sol (re) schauen, ob die PflegerInnen drinnen bald fertig sind, 3. März 2010

Der neue Futterautomat ...

Der neue Futterautomat …

... sorgt für stundenlange Beschäftigung der Tiere, 15. Juni 2010

… sorgt für stundenlange Beschäftigung der Tiere, 15. Juni 2010

Sol, Nonja und Vladimir in der Innenanlage, 4. September 2010:

Warten aufs Mittagessen, in der Außenanlage, 3. März 2010:

In der Innenanlage, 20. Jänner 2010:

Schlafenszeit für die Orangs, 2. Jänner 2010:

Vladi, Nonja und  Sol in Außenanlage, 31. Juli 2009:

Die Wiener Orangs in Tierische Kumpel

  • Aufnahmen beim Medical Training mit den Orangs Sol und Nonja
    Sendung vom 26.01.2010 –> online anschauen
  • Weitere Aufnahmen in der neuen Orang-Utan Anlage
    Sendung vom 4.12.09 –> online anschauen
  • Aufnahmen in der neuen Orang-Utan Anlage
    Sendung vom 18.11.09 –> online anschauen
  • Aufnahmen in der ORANG.erie bei den Orang Utans
    Sendung vom 2. 9.2009 –> online anschauen

Vladimir

Zuchtbuch-Nr: 1802, männlich, geb. ~1974, Wildfang, Eltern unbekannt

Stationen: 31. Dezember 1980 bis 27. August 1988 in Moskau, 28. August 1988 bis 16. Juni 1991 in Amsterdam, seit 17. Juni 1991 in Wien

Besonderheiten: Macho, sein langes Fell schaut aus, als ob er Dreadlocks hätte

Kinder:

  • Tocher Maya, geb. am 21. Februar 2004 in Wien, wurde nach dem Tod der Mutter per Hand aufgezogen, seit 5. Mai 2004 in Arnheim, seit März 2010 im Sóstó Zoo, Mutter: Sirih
  • Tochter Jungly, geb. am 21. Februar 1998 in Wien, am 22. Februar 2004 verstorben, Mutter: Soraya
  • Sohn Rabu, geb. am 29. November 1989 in Amsterdam, seit 16 May 1997 in St. Petersburg, Mutter: Mota
  • Tochter Lichana, geb. am 23. Mai 1985 in Moskau, Mutter: Lio
Vladimir, 31. Juli 2009

Vladimir, 31. Juli 2009

Vladimir: das dauert heute wieder ..., 23. Dezember 2009

Vladimir: das dauert heute wieder …, 23. Dezember 2009

Die brauchen heute aber lange! Vladi (re) und Nonja (li), 3. März 2010

Die brauchen heute aber lange! Vladi (re) und Nonja (li), 3. März 2010

Vladimir, 16. Jänner 2010

Vladimir mit „Halskette“ (Pfeil), 16. Jänner 2010

Nonja

Zuchtbuch-Nr: 1506, weiblich, geb. am 21. April 1976 in Wien, Mutter: Josephine, Vater: Napoleon

Stationen: lebt seit ihrer Geburt in Wien

Besonderheiten: hatte früher direkten Kontakt zu Pflegern, malte gerne, seit dem Einzug von Vladimir ist nur mehr Haltung im Protected Contact möglich, sie liebt es, wenn BesucherInnen ihr den Inhalt einer Taschen zeigen, aus heiterem Himmel springt sie manchmal plötzlich aggressiv gegen die Glasscheibe Richtung Besucher, regelmäßiges Medical Training, bringt auf Kommando Objekte, die im Gehege liegen, läßt auch Ultraschall zu

Kinder: hatte im September 2005 eine Totgeburt

Nonja (li) und Vladi (re), 20. Jänner 2010

Nonja (li) und Vladi (re) in der Innenanlage, 20. Jänner 2010

Sol (li) und Nonja (re), 2. Jänner 2010

Sol (li) und Nonja (re), 2. Jänner 2010

Nonja, 31. Juli 2009

Nonja, 31. Juli 2009

Nonja, 31. Juli 2009

Nonja, 31. Juli 2009

Sol

Zuchtbuch-Nr: 2770, weiblich, geb. am 4. Juni 1996 im Boras Zoo in Schweden, Vater: Bako, Mutter: Sabien

Stationen: 1996 bis 2004 im Boras Zoo in Schweden, von 17. Mai 2004 bis 16. Mai 2009 im Zoo Kristiansand in Norwegen, seit 17. Mai 2009 in Wien

Besonderheiten: Sol hat (noch immer, aber nicht mehr so arge) Angst vor Vladimir, regelmäßiges Medical Training, bringt auf Kommando Objekte, die im Gehege liegen, sie liebt ihre Schmusedecke (Kuschelsack), mit dem läuft sie draussen immer herum und versteckt sich drunter

Kinder: Anfang November 2012 hatte Sol eine Totgeburt

In Norwegen erlangte Sol 2007 landesweite Berühmtheit, als sie mit Bananen den Ausgang der Fußball-Liga “vorhersagte” und deutlich besser abschnitt als etablierte Fußball-Expertern.

Sol im Tiergarten Schönbrunn:

Sol auf dem Klettergerüst, 3. März 2010

Sol auf dem Klettergerüst, 3. März 2010

Sol mit ihrem Sack, 3. März 2010

Sol mit ihrem Sack, 3. März 2010

... stellt sich in Position und beginnt zum Herumkasperln, 23. Dezember 2009

Sol stellt sich in Position und beginnt zum Herumkasperln, 23. Dezember 2009

Sol im Schnee, 12. Jänner 2010

Sol im Schnee, 12. Jänner 2010

Nonja bekommt ein Bussi von Sol, 2. Jänner 2010

Nonja bekommt ein Bussi von Sol, 2. Jänner 2010

Sol, 31. Juli 2009

Sol, 31. Juli 2009

Sol, 31. Juli 2009

Sol, 31. Juli 2009

Sol, 31. Juli 2009

Sol, 31. Juli 2009

Sooo müde! Sol, 20. Jänner 2010

Sooo müde! Sol, 20. Jänner 2010

Wer beobachtet hier wen?

Sol, 12. Jänner 2010

Sol, 12. Jänner 2010

Sol, 12. Jänner 2010

Sol, 12. Jänner 2010

Sol beobachtet ein Besucher-Kind, 12. Jänner 2010

Sol beobachtet ein Besucher-Kind, 12. Jänner 2010

Mota

Zuchtbuch-Nr: 1611, weiblich, geb. ~ 1964, Wildfang 1968, Eltern unbekannt

Stationen: lebte ab 1968 in einem Privathaus in Den Haag bis die Haltung in privater Hand verboten wurde, von 7. Dezember 1977 bis 16. September 1979 in Wassenaar, 17. September 1979 bis 7. Oktober 2009 im Artis Zoo in Amsterdam, seit 8. Oktober 2009 in Wien

Mota, 7. Juni 2011

Mota, 7. Juni 2011

Besonderheiten: sehr zurückgezogen und ängstlich, meist sieht man sie in Wien in der oberen Ebene bei ihrer „Drehwurm“-Beschäftigung, hatte ihr ganzes Leben kein Medical Training, kannte keine Kommandos, hatte wenig Kontakt zu Pflegern, in Artis mußte sie von ihrer großen Tochter Kedua getrennt gehalten werden, da es zu heftigen Kämpfen zwischen den beiden gekommen ist, ihre jüngste Tochter Surya wurde vorwiegend von Kedua aufgezogen, in Wien hat sie (noch immer) kaum Kontakt zu den anderen Orangs, hat Angst vor Nonja und muss von ihr getrennt gehalten werden, hat nun regelmäßig Training, ist auch schon zutraulicher

Kinder:

  • Tochter Surya, geb. am 31 Oct 2002 in Amsterdam, seit Oktober 2009 in Madrid, Vater: Mawa
  • Sohn Rabu, geb. am 29. November 1989 in Amsterdam, seit 16 May 1997 in St. Petersburg, Vater: Vladimir
  • Tochter Kedua, geb. am 24. November 1982 in Amsterdam, seit Oktober 2009 in Madrid, Vater: Dato
  • Tochter Rawit, geb. am 3. Juli 1980 in Amsterdam, seit 10. November 1981 im Zoo Berlin, Vater: Dato

Mota bei ihrem „Drehwurm“-Spiel in Wien: sie hängt an einem Tau hinten auf der oberen Ebene und dreht sich minutenlang im Kreis, 2. Jänner 2010:

Mota (siehe Pfeil) dreht ihre Runden, 2. Jänner 2010

Mota (siehe Pfeil) dreht ihre Runden, 2. Jänner 2010

Mota in "ihrem Bereich" auf der oberen Plattform n der Innenanlage, 12. Jänner 2010

Mota in „ihrem Bereich“ auf der oberen Plattform in der Innenanlage, 12. Jänner 2010

Das einzige Mal, als ich Mota aus der Nähe im Erdgeschß gesehen habe, 12. Jänner 2010:

Mota, 12. Jänner 2010

Mota, 12. Jänner 2010

Mota sucht auch im Kanister nach Futter, 12. Jänner 2010

Mota sucht auch im Kanister nach Futter, 12. Jänner 2010

Anmerkung: Mota war schon mal in der Außenanlage. In der kalten Jahreszeit, in der  die Temperaturen für einen Aufenthalt draußen während der Nacht zu niedrig sind, darf sie jedenfalls nicht hinaus. Man weiß nicht, ob sie sich wieder ins Haus traut …

Mota und der Fingerabdruck

Während ihrer ersten Jahre in menschlicher Obhut lebte die junge Mota gemeinsam mit dem Oran-Utan-Weibchen Tebang (2000 verstorben) und den Männchen Kajan (seit 1982 im Zoo Berlin) und Likoe (1987 verstorben) im Privathaus eines ehemaligen niederländischen Soldaten in Den Haag. Drs. Campen, ein exzentrischer Idealist mit dem Vorhaben, aus der Gefangenschaft befreite Primaten auf einer speziell adaptierten Mittelmeerinsel frei zu lassen, lebte für die vier Orangs, die quasi sein gesamtes Haus bewohnten, und bei ihm absolute Narrenfreiheit genossen. Der enge Kontakt zu den Tieren hatte auch zur Folge, dass sich die Orangs mehr als Mensch statt als Orang verhielten. Eine Gesetzesänderung am 8. Januar 1975 verbot die Haltung von Orang-Utans in privater Hand in den Niederlanden. So mußte Campen im Dezember 1977 Abschied von seinen geliebten Tieren nehmen, die in das Wassenaar Wildlife Breeding Center übersiedelten.

Im Jahr 1974 wurde Januar Geerdink auf die Orangs, die von einem alten Soldaten in Den Haag gehalten wurden, aufmerksam. Geerdink, Assistent in der Kriminaltechnischen Abteilung für Daktyloskopie (= Identifizierung von Personen anhand von Fingerabdrücken)   vom niederländischen Criminal Information Service, interessierte sich für den Vergleich von Fingerabdrücken von Menschen und Primaten. So besuchte Geerdink 1974 Campen und seine Orangs in Den Haag und nahm Fingerabdrücke von den Tieren, auch von Mota. Die Fingerabdrücke verwahrte er fein säuberlich in einer Mappe.

Fast drei Jahrzehnte später las Geerdink zufällig in der Zeitung einen Artikel über ein Orang-Utan-Baby im Artis Zoo. Die Mutter des Babys war Mota! Geerdink konnte zuerst gar nicht glauben, dass es jene Mota sein könnte, bei der er vor fast 30 Jahren die Fingerabdrücke genommen hatte. Der Besuch im Artis Zoo im Jahr 2003 und die neuerliche Abnahme der Fingeabdrücke sollten Klarheit bringen.Obwohl Mota nicht trainiert war und das Baby sie auch immer wieder ablenkte, schien sie sofort zu verstehen, was ihr Pfleger von ihr wollte. Der Pfleger zeigte es ihr vor und Mota drückte ihre Finger der Reihe nach auf das Stempelkissen und danach auf das Papier.

Schon der erste Blick zeigte, dass die Fingerabdrücke überein stimmten, es war einunddieselbe Mota aus dem Jahr 1974. Später verglich Geerdink die alten und die neuen Fingerabdrücke Motas, deren Finger in den Jahren gewachsen sind, mit Hilfe des Havank Computers (benannt nach den berühmten Detektiv Büchern, dort sind die Fingerabdrücke von Kriminellen,  illegalen Einwanderern und Asylsuchenden in den Niederlanden gespeichert). Die Linien paßten, hatten sich lediglich etwas auseinander geschoben.

Kurze Zeit später sah Geerwink eine Fernsehsendung über die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS) in Kalimantan, dem indonesischen Teil von Borneo, eine vom Niederländer Willie Smits geführte Stifung, die das derzeit größte Primatenschutzprojekt weltweit leitet. Über die Vermittlung Seiner Königlichen Hoheit Prinz Bernhard der Niederlande wurde der Kontakt zu Willie Smits hergestellt, der von der Geschichte von Mota und der Idee, die Fingerabdrücke der Orangs in einer Datenbank zu speichern, sehr angetan war. Am 7. Oktober 2003 wurde ein Abkommen von Willie Smits und dem Chef der National Criminal Information Service, Sjoerd Bloemsma, unterzeichnet. Seither beherbergt der Havank Computer auch die Fingerabdrücke der Borneo Orang-Utans und hilft bei der Identifizierung der Tiere, die aus dem illegalen Handel gerettet werden. So war es schon in etlichen Fällen möglich, die Herkunft der Tiere festzustellen.

Auch der Tiergarten und der Verein der Freunde des Tiergarten Schönbrunn unterstützen ein –> Orang-Utan Artenschutzprojekt in Borneo.

Quellen: primatenprints.nl, CSI Haaglanden, International Studbook of the Orangutan

(Fotos & Videos: C. Belik, J. Belik)

Stand 20. Jänner 2012

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