Berlin: Farewell, Eisbär Knut!

Posted by Jola
Eisbärbub Knut am Tag, als er über die Regenbogenbrücke ging, 19. März 2011

Eisbärbub Knut – eines der letzten Erinnerungsfotos, aufgenommen am Tag, als er über die Regenbogenbrücke ging, 19. März 2011

Updated 23.03.2011! Traurige Nachrichten aus dem Zoo Berlin: am 19.03.2011 ist Eisbärbub Knut, vier Jahre und drei Monate alt, vor den Augen zahlreicher BesucherInnen im Außengehege der Anlage vom Felsen ins Wasser gestürzt und leblos im Wasser getrieben.

Knut wurde am 6. Dezember 2006 geboren, die erste Eisbärgeburt nach 33 Jahren im Zoo Berlin, sein ganzes Leben war von Trennung und Stress geprägt. Das Eisbärkind wurde von Mama Tosca verstoßen und von Tierpfleger Thomas Dörflein per Hand aufgezogen. Diese Handaufzucht führte nicht nur zu einem regelrechten Hype, der intensive Kontakt zwischen Knut und Dörflein und die Prägung auf den Menschen, insbesondere auf eine einzige Bezugsperson,  führten weltweit zu Diskussionen über Handaufzuchten und die Haltung von Eisbären in zoologischen Gärten.

Ein weiterer Medienrummel um Knut wurde ausgelöst, als sich der Zoo Berlin und der Tierpark Neumünster, aus dem Knuts Vater Lars stammt, um die Besitz- und Finanzrechte vor Gericht stritten. Letztendlich erwarb der Zoo Berlin die Rechte an Knut für 430 000 Euro. Aus den zusätzlichen Eintrittsgeldern, den Gewinnen aus dem Verkauf von Knut-Souvenirs und Erlösen aus Film- („Knut und seine Freunde“) und DVD-Rechten („Knut I“ und „Knut II“) soll der Zoo Berlin rund sechs Millionen Euro verdient haben.

Knut, 16. März 2011

Knut, 16. März 2011

Knut wurde zu einem Publikumsmagneten und zum wohl berühmtesten Eisbärkind der Welt. Die Monate mit seinem Zieh-Papa waren wohl die schönste Zeit im Leben des Eisbärbuben. Doch bald kam es, wie es kommen mußte, das süße Eisbärbaby wurde für das gemeinsame Herumtollen zu groß und zu gefährlich, er wurde von seinem „Papa“ getrennt. Das Eisbärkind litt sichtlich unter der Trennung, Kontakt gab es nur mehr hinter den Kulissen. Als im September 2008 Thomas Dörflein im Alter von 44 Jahren plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt verstarb, war Knut endgültig alleine.

Im September 2009 wurde das gleichaltrige Eisbärmädchen Gianna im Berliner Zoo eingestellt, da die Müncher Eisbärenanlage umgebaut wurde. Beim ersten Zusammentreffen verpaßte die neue Spielgefährtin Knut gleich eine Ohrfeige statt einer freundlichen Begrüßung.  Auch das nächste Treffen der beiden verlief nicht gerade viel versprechend. Knut ging vorsichtig Richtung Gianna, sie schaute ihn an, stellte sich in voller Größe auf die Hinterbeine und Knut trabte angesicht ihrer rund 2,80 Meter Größe sicherheitshalber davon.

Irgendwann gewöhnten sich die beiden aneinander, eine besonders dicke Freundschaft entstand allerdings nicht. Nach einem knappen Jahr mußte Knut wieder Abschied nehmen, Gianna ging im Sommer 2010 zurück nach München. Knut war wieder alleine.

Knut, 18. März 2011

Knut, 18. März 2011

Seit dem Herbst 2010 lebte Knut in der großen Eisbärenanlage gemeinsam mit seiner Mama Tosca und den betagten Eisbärdamen Nancy und Katjuscha. Der Eisbärteenie wurde von den drei Damen regelrecht gemobbt, wochenlang traute er sich nicht mal, sich frei in der Anlage zu bewegen. Damit  sich Knut für zwei Stunden alleine in Ruhe in der Anlage aufhalten konnte, wurden auch am Samstag Nachmittag die Eisbärdamen um 15:00 Uhr in die Innenanlage gebracht.

Nach Augenzeugenberichten spielte Knut zur Freude der anwesenden BesucherInnen und zahlreicher Kinder auf dem Felsen. Dann drehte er sich immer wieder um die eigene Achse, alle dachten noch, er spiele nur, zuckte plötzlich und fiel rücklings ins Wasser. Ein einziges Mal tauchte er noch auf, trieb danach nur mehr leblos im Wasser. Die herbeigerufenen Pfleger sperrten die Anlage großräumig ab, eine betagte Besucherin, die kollabierte, mußte ärztlich versorgt, die weinenden Kinder getröstet werden.  Um den Eisbären aus der Anlage holen zu können, wurde das Wasser des Beckens abgelassen. Erst am Abend konnte das 270 kg schwere Tier mit dem Kran aus der Anlage gehoben werden. (Quelle: BZ News)

Knut, 16. März 2011

Knut, 16. März 2011

Ob der wochenlange Stress, ein „gebrochenes Herz“, eine Erkrankung oder was auch immer zum plötzlichen Tod des erst Vierjährigen führte, soll eine Obduktion klären. Danach soll Knut lt. Zoo Berlin in einem Museum ausgestellt werden.

Knut hinterließ weltweit viele trauernde Fans, als er so plötzlich über die Regenbogenbrücke ging. Hier eines der zahlreichen Fan-Erinnerungsvideos auf Youtube:

Lebe wohl, kleiner Eisbär, auf der anderen Seite der Regenbogenbrücke kannst Du nun wieder mit Deinem geliebten Zieh-Papa herum tollen und in seinen Armen einschlafen, in dieser besonderen Vollmondnacht, in der der Mond besonders hell leuchtete …

Update 22.03.2011: Der Zoo Berlin hat ein –> Online-Gedenkbuch für Knut eingerichtet, innerhalb von nur zwei Tagen gab es schon über 2.600 Einträge. Am 21.03.2011 wurde eine Obduktion durchgeführt, es wurden noch keine Ergebnisse zur Todesursache bekannt gegeben.

Update 23.03.2011: Lt. dem Zoo Berlin soll Knut an einer Hirnerkrankung gelitten haben und ertrunken sein. Näheres wurde nicht bekannt gegeben.

(Fotos: Doris Webb, mit freundlicher Genehmigung)

1 Kommentar zu „Berlin: Farewell, Eisbär Knut!“

  1. Michaela sagt:

    Danke für den Beitrag. Was hat dieses arme Bärchen in seinem kurzen Leben alles erleiden müssen. Dem Baby-Alter entwachsen wußte der Zoo scheinbar lange nicht, was er mit Knut nun anfangen sollte. Die letzte Lösung mit drei erwachsenen Weibchen war eine Frechheit! In solchen Fällen würde ich mir wünschen, dass viele Menschen zu denken beginnen, dass es unser Verhalten ist, das den Eisbären ein Leben in freier Natur bald nicht mehr möglich macht. Von den anderen wissen wir nicht viel, aber die Eisbären, die in freier Wildbahn ertrinken, weil nicht mehr genug Eis vorhanden ist bzw. die abgeschossen werden, weil sie sich in letzter Not menschlichen Siedlungen nähern, sollten auch in unseren Gedanken vorkommen.

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