Wien: Wüstenhaus

Posted by Jola
Eingang Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Eingang Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Das Wüstenhaus vor den Toren des Tiergartens mag auf den ersten Blick langweilig und öde erscheinen, auf den zweiten Blick jedoch entpuppt es sich als interessanter und faszinierender Ort, an dem es nicht nur zahlreiche Tiere, sondern auch andere Schätze zu entdecken gibt.

Bunte Sinaiagame, Oase, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Bunte Sinaiagame, Oase, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Hier nun ein Special zum Wüstenhaus – nicht nur für Liebhaber von heißer, trockener Luft, Sukkulenten und Kakteen …

Sonnenuhrhaus – Schmetterlingshaus

Das Sonnenuhrhaus, benannt nach der eisernen Sonnenuhr im Garten, befindet sich im Schloßpark gegenüber dem Palmenhaus in der Nähe des Hietzinger Einganges zum Tiergarten. Das Gebäude wurde im Jahr 1904 nach Entwürfen des Architekten Alfons Custodis fertig gestellt. Es sollte als „Überwinterungshaus“ für Pflanzen aus Australien und Südamerika aus der „Neuholländer-Sammlung“ von Kaiser Franz Joseph I. verwendet werden.

Die restaurierte historische Sonnenuhr im Garten, 1. Juli 2011

Die restaurierte historische Sonnenuhr aus rostfreiem Eisen im Garten des Wüstenhauses, 1. Juli 2011

Das Gebäude ist eine Konstruktion aus Eisen und Glas, 95 m lang, 14,5 m breit und 15 m hoch. Auf der gesamten Nordseite befindet sich eine gemauerte Wand, das Dach und die gesamte Südseite sind verglast. Die Gesamtfläche beträgt rund 1.300 m².

Blcik auf die Südfront vom Schloßpark aus, Sonnenuhrhaus/Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Blick auf die Südfront vom Schloßpark aus, links der hohe Mittelteil, rechts der niedrigere Ostflügel, Sonnenuhrhaus/Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Ab 1986 wurde das Gebäude als Schmetterlingshaus genutzt. Als das Haus immer baufälliger wurde, mußte es im Jahr 1989 geschlossen werden. Die Schmetterlinge übersiedelten in das Schmetterlingshaus im Burggarten.

Wüstenhaus

Nach einer umfangreichen Generalsanierung wurde das Haus im April 2003 unter dem Namen Wüstenhaus wieder eröffnet. Die ARGE Wüstenhaus gestaltete drei naturnahe Lebensräume (Wüsten und Trockenzonen). An diesem Gemeinschaftsprojekt sind die Bundesgärten, die im Wüstenhaus einige ihrer wertvollsten Exponate aus ihren Sammlungen präsentieren, und der Tiergarten Schönbrunn, der die Tiere zur Verfügung stellt und versorgt, beteiligt.

Wüstenhaus 2013

Anfang 2013 wurde das Wüstenhaus umgebaut siehe –> Wüstenhaus 2013

Bereich Oase (Ostflügel)

Nach der Kassa gelangt man im Eingangsbereich in die Oase. Dieser Teil des Hauses ist einer Oase im afrikanisch-arabischen Raum nachempfunden. Neben Dattelpalmen, Teppichen und anderen Gegenständen aus einem Beduinenzelt findet man hier auch einen kleinen Teich mit Azraq Kärpflingen, einer knapp 5 cm großen, vom Aussterben bedrohten Fischart, die nur in der Azraq-Oase in Nordost-Jordanien vorkommt.

Dattelpalme in der Oase, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Dattelpalme in der Oase, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Oase im Eingangsbereich des Wüstenhauses, Blick Richtung Westen zum Mittelteil hin, 6. Juli 2011

Oase im Eingangsbereich des Wüstenhauses, rechts vorne das Terrarium der Bunten Sinaiagamen, dahinter die Dattelpalme, rechts hinten Teppiche aus einem Beduinenzelt, links vorne der kleine Teich, Blick Richtung Westen zum Mittelteil hin, 6. Juli 2011

Teppiche aus einem Beduinenzelt, Oase, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Teppiche und …

... und diverse Einrichtungsgegenstände

… diverse Einrichtungsgegenstände aus einem Beduinenzelt, Oase, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Ergänzung 2013: an dieser Stelle steht nun das Becken mit den „Knabberfischen“:

Knabberfische

Knabberfische bei der „Arbeit“, 23. März 2013

Leuchte Blüte auf dem kleinen Teich in der Oase, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Leuchtende Blüte auf dem kleinen Teich in der Oase, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Höhlengang

Der Eingang in den Mittelteil führt in einen dunklen Höhlenweg. Auf beiden Seiten des Ganges sind zahlreiche Tiere zu sehen. Hier eine kleine Auswahl:

Stachelschwanz-Waran, Wüstenhaus, 6. November 2011

Stachelschwanz-Waran, Wüstenhaus, 6. November 2011

Gila Krustenechse, 6. Juli 2011

Gila Krustenechse, 6. Juli 2011

Atlaskröte, Wüstenhaus, 6. November 2011

Atlaskröte, Wüstenhaus, 6. November 2011

Stachelmaus, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Stachelmaus, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Wüstenleguan, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Wüstenleguan, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Berg-Königsnatter, Wüstenhaus, 6. November 2011

Berg-Königsnatter, Wüstenhaus, 6. November 2011

Am Ende des Weges vor dem Zugang zum Westflügel stellt sich bei einer Vitrine die Frage „Ist das nun ein Tier oder eine Pflanze?“:

Sieht aus wie eine Schildkröte, sit aber eine Pflanze! Schildkrötenpflanze, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Sieht aus wie eine Schildkröte, ist aber eine Pflanze! Schildkrötenpflanze, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Bereich Madagaskar (Westflügel)

Der hintere Teil des Wüstenhauses, der Westflügel, beherbergt Pflanzen der Trockenlebensräume im Süden Madagaskars. Hier fliegen auch leuchtend rote Madagaskar-Weber herum.

Kalanchoe beharensis, auch "Elefantenohr" genannt, Wüstenhaus, 6. November 2011

Kalanchoe beharensis, auch „Elefantenohr“ genannt, Wüstenhaus, 6. November 2011

Bereich Madagaskar, Blick Richtung Westen, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Bereich Madagaskar, Blick Richtung Westen, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Bereich Madagaskar, Blöick Richtung Mittelteil, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Bereich Madagaskar, Blick Richtung Mittelteil, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Madagaskar-Weber, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Madagaskar-Weber, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

In den kleinen Schaukästen neben dem Besucherweg sind zahlreiche interessante botanische Kleinode zu bewundern. Es wird u.a. auch der Unterschied zwischen einer Aloe und einer Agave erklärt. Die linke Pflanze ist eine Aloe striata aus Südafrika, die rechte Pflanze eine Agave cocui aus Mexiko:

Aloe (li) und Algave (re), Wüstenhaus, 27. September 2011

Aloe (li) und Agave (re), Wüstenhaus, 27. September 2011

Bereich Wüsten der alten und neuen Welt (Mittelteil)

Im Mittelteil des Hauses werden pflanzliche und tierische Bewohner der Wüsten der alten und neuen Welt gezeigt. Hier findet man nicht nur zahlreiche Säulenkakteen und Schwiegermuttersessel, sondern u.a. auch einen Trilobit und ein Welwetschia-Pärchen sowie Diamant-Täubchen, Schnabelbrust-Schildkröten und Rüssel-Springer.

"Wasserspeichernde Tanks", Wüstenhaus, 6. Juli 2011

„Stachelige Wassertanks“, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Säulenkakteen, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Säulenkakteen, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Schwiegermuttersessel, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Schwiegermuttersessel, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Trilobit, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Trilobit, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Welwitschia, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Welwitschia-Pärchen, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Info zum Welwitschia-Pärchen, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Info zum Welwitschia-Pärchen, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Diamant-Täubchen, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Diamant-Täubchen, Wüstenhaus, 1. Juli 2011

Schnabelbrust-Schildkröte, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Schnabelbrust-Schildkröte, Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Anmerkung: in diesem Bereich des Wüstenhauses war auch die älteste und prominenteste Bewohnerin des Wüstenhauses untergebracht. Es ist die Fockea capensis, eine afrikanische Pflanze, die seit dem 22. August 1788 in Schönbrunn kultiviert wird. Sie soll über 800 Jahre alt sein. Leider gab es „Probleme“ mit Mäusen, die Pflanze ist deshalb derzeit nicht zu sehen. Lt. Bundesgärten ist aber geplant, dass sie wieder, allerdings in einer Vitrine, zu sehen sein wird. Ergänzung 2013: die Fockea ist nun wieder zu sehen und zwar n einem Glaszylinder im Eingangsbereich:

Fockea capensis

Fockea capensis, 23. März 2013

Garten

Der Garten liegt auf der Südseite des Gebäudes. Er ist für Besucher von Mai bis September vom Mittelteil des Hauses aus zugänglich. Im Garten befindet sich neben der Sonnenuhr auch das Gehege der Europäischen Ziesel, die erst neulich Nachwuchs bekommen haben. Diese kleinen posierlichen Tierchen sind nur im Sommer zu sehen, in der kalten Jahreszeit leben sie in einem unterirdischen Gangsystem.

Sonnenuhr (1) und Gehege der Ziesel (2) im Garten vor dem Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Sonnenuhr (1) und Gehege der Ziesel (2) im Garten vor dem Wüstenhaus, links hinten der niedrige Westflügel, rechts der Mittelteil des Wüstenhauses mit dem Zugang zum Garten, 6. Juli 2011

Das schmeckt lecker! Ziesel bei der Jause, 1. Juli 2011

Das schmeckt lecker! Ziesel bei der Jause, 1. Juli 2011

Neugieriger Ziesel, 1. Juli 2011

Neugieriger Ziesel, 1. Juli 2011

Blick auf den westlichen Teil des Gartens vor dem Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Blick auf den westlichen Teil des Gartens vor dem Wüstenhaus, 6. Juli 2011

Kakteen im Garten des Wüstenhauses, 1. Juli 2011

Kakteen im Garten des Wüstenhauses, 1. Juli 2011

Für Puzzle-Fans gibt es im Garten des Wüstenhauses eine besondere Überraschung. Ein großes Pult-Schiebe-Puzzle lädt zum Mitmachen ein:

Kein Schiebe-Puzzle-Fan kann hier widerstehen! Die Teile rauf, runter, links, rechts und wieder retour schieben ...

Kein Schiebe-Puzzle-Fan kann hier widerstehen! Die Teile rauf, runter, links, rechts und wieder retour schieben …

... und schon wird eine Aloe sichtbar, 6. Juli 2011 (Anmerkung: selbstverständlich wurde das Puzzle wieder zerstöt, damit andere damit auch Spaß haben könne!)

… und schon wird eine Agave victoriae-reginae sichtbar, 6. Juli 2011 (Anmerkung: selbstverständlich wurden die Teile wieder durcheinander gebracht, damit andere mit dem Puzzle auch Spaß haben können)

Anmerkung: Das Wüstenhaus wirkt im Vergleich zum Palmenhaus eher unscheinbar. Man muss extra Eintritt zahlen, erhält aber in Kombination mit der Tiergarten-Eintrittskarte bzw. Jahreskarte etc. eine Ermäßigung. Für einen Besuch sollte man sich genügend Zeit nehmen. Es gibt wirklich sehr viel zu entdecken und auch viel zu lesen. Die Info-Tafeln sind anfangs eher gewöhnungsbedürftig, man muss manche regelrecht suchen (Schildkröte, Vögel). Etliche Tafeln enthalten viel Text, was sie leicht uninteressant werden läßt. Die Tafeln mit den ausführlichen Beschreibungen sind aber recht informativ und lehrreich, in Verbindung mit dem jeweiligen Objekt kann man eine gedankliche Reise in eine „andere Welt“ machen.

Die heiße, trockene Luft ist für Besucher mit Schnupfen oder Husten nicht gerade das richtige Raumklima, da wäre die hohe Luftfeuchtigkeit im Regenwaldhaus im Tiergarten sicherlich die bessere Alternative für einen Besuch. Der Anfang des Rundganges führt durch einen tiefer gelegenen dunklen und eher schmalen Höhlengang, ist vielleicht nicht unbedingt ideal, wenn man Platzangst hat. In der Halle fliegen die Vögel frei herum. Besonders die Diamant-Täubchen können ziemlich neugierig werden und einem um den Kopf herum flattern. Der Weg führt aber im Gegensatz zum Besucherweg im Vogelhaus quasi mitten durch den Raum und nicht direkt an der Wand entlang. So hat man zumindest das Gefühl, dass man jederzeit problemlos „ausweichen“ kann.

Damit ein Besuch im Wüstenhaus auch für Kinder interessant wird, sollten die Kinder zumindest einigermaßen gut lesen können und eine Begleitperson dabei haben, die den Kindern bei Bedarf die Fremdwörter erklärt. Für kleinere Kinder ist im Wüstenhaus wohl „zu wenig los“.

Beim Eingang gibt es eine kostenpflichtige Toilettenanlage. Die WCs sind sehr sauber, die Klofrau sehr freundlich.

Fazit: Es ist zwar heiß und trocken drinnen, aber alles andere als langweilig. Alles wirkt sorgfältig zusammengestellt und liebevoll hergerichtet. Auch für Nicht-Botaniker gibt es zahlreiche Kleinode zu entdecken. Nicht nur bei den Lebenden Steinen fragt man sich „Ist das jetzt echt, lebendig, ein Fossil oder eine Nachbildung?“. Das Wüstenhaus ist jedenfalls einen Besuch wert!

(Fotos: Conny Belik, Jola Belik)

Updated 4. April 2013

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