Wien: Haus der Schrecken (Insektarium)
Posted by Jola
Das Valerie H. & Anton Schindler Insektarium "Haus der Schrecken", 22. März 2012
Das Haus der Schrecken, das Valerie H. & Anton Schindler Insektarium, befindet sich gegenüber der Bison-Anlage. Es beherbergt zahlreiche Tiere aus dem Reich der Gliederfüßer wie etwa verschiedene Gespenstschrecken und Gottesanbeterinnen etc. (jedoch keine Spinnen!), die durch besondere Farbe oder Gestalt, insbesondere aber durch besonders raffiniertes „Tarnen und Täuschen“ auch für Nicht-Insektenliebhaber absolut faszinierend sein können …
Stelzvogelhaus – Pelikanhaus
Das längliche Gebäude mit strohbedecktem Steildach wurde am 16. Oktober 1960 nach rund einjähriger Bauzeit als Stelzvogelhaus eröffnet. Es diente u.a. als Zuflucht und Winterquartier für die Pelikane, was dem Gebäude bis zur Gegenwart den Namen Pelikanhaus einbrachte. Auch heute noch befindet sich auf der Seite zum Pelikan-Teich hin ein Pfleger-Bereich für die Pelikan-Kolonie.
Das Haus der Schrecken
Im Jahr 2005 wurde das Gebäude saniert und umgebaut. Im vorderen Teil entstand das 120 m² große Valerie H. & Anton Schindler Insektarium „Haus der Schrecken“. Die Gesamtkosten in der Höhe von 200.000 Euro wurden vom Auslandsösterreicher Dr. Anton Schindler in Andenken an seine verstorbene Gattin Valerie H. Schindler übernommen. Das Haus wurde am 18. Oktober 2005 als „„Institution des Entdeckens und Erlebens“ eröffnet.

Infotafeln im Haus, 22. März 2012
Die Vogelpredigt
Ein ganz besonderes Kleinod befindet sich seit der Eröffnung im Jahr 1960 auf der Außenwand des Gebäudes: Die Vogelpredigt des Hl. Franz von Assisi, ein kunstvoll gestaltetes Mosaik der Keramikerin Annie Eisenmenger:

Die Vogelpredigt des Hl. Franz von Assisi, Mosaik von Annie Eisenmenger, 22. März 2012

Detailaufnahme der Keramikkacheln, Die Vogelpredigt, 22. März 2012
Anmerkung: Annie Eisenmenger, geboren am 30. April 1898 in Meran, besuchte u.a. die heutige Angewandte in Wien. Im Jahr 1962 war sie unter jenen Preisträgern, die einen Förderungsbetrag aus dem Wiener Kunstfonds der Zentralsparkasse Wien verliehen bekamen. Bekannt wurde Eisenmenger auch durch ihre Illustrationen in den Büchern von Konrad Lorenz und durch ihren Schnauzer Affi, der von Konrad Lorenz in seinem Buch „So kam der Mensch auf den Hund“ (1950) als Fallbeispiel für das Erkennen von veschiedenen Namen bzw. Begriffen und das unterschiedliche Reagieren auf diese angeführt wurde. Im Tiergarten Schönbrunn findet man neben der Vogelpredigt auch einige Keramik-Tafeln von Annie Eisenmenger, die bei den Tiergehegen als Beschriftung angebracht und mit A.E. signiert waren.
Von Astmantis bis Wüstenheuschrecke
Das Insektarium widmet sich dem Reich der Schrecken, es werden neben einigen Schaben vor allem verschiedene Stabschrecken und Gottesanbeterinnen gezeigt. Im Folgenden finden sich Fotos des aktuellen Tierbesatzes (Stand 31. März 2012):
Fragezeichen-Schabe, Therea olegrandjeani:

Fragezeichen-Schabe, 25. März 2012
Goliathschrecke, Eurycnema goliath:

Goliathschrecken, 25. März 2012
Harlekinschrecke, Zonocerus variegatus:

Harlekinschrecke, 22. März 2012
Höhlengrillen, Phaephilacris bedoides, verstecken sich meist im Spalt der Felsen, sehen mit ihren langen dünnen gestreiften Beinen auf den ersten Blick aus wie Spinnentiere aus, sind aber keine:

Höhlengrillen, 25. März 2012
Pferdekopfschrecke, Pseudoproscopia spec.:

Pferdekopfschrecke, 22. März 2012
Samtschrecke oder Peru-Stabschrecke, Peruphasma schultei:

Samtschrecke, 22. März 2012
Schokoschabe, Shelfordella tartara:

Schokoschabe, 22. März 2012
Wandelnder Ast oder Riesen-Stabschrecke, Phobaeticus serratipes:

Wandelnder Ast, 22. März 2012
Wandelndes Blatt, Phyllium spec.:

Wandelndes Blatt, 22. März 2012
Gottesanbeterinnen – Fangschrecken: in diesem Bereich sind vier verschiedene Mantiden zu sehen. Allerdings ist es nicht einfach, diese Tierchen zu finden. Sie tarnen sich hervorragend, man muss schon sehr genau schauen, bis man sie entdeckt. Trotz ihres unterschiedlichen Aussehens haben diese Tiere Einiges gemeinsam. Sie sind nicht nur ausdauernde Jäger. Die Weibchen gehen nicht gerade freundlich mit den Männchen um. Es kommt immer wieder vor, dass das Männchen vor oder während der Begattung verspeist wird …

Bereich der Fangschrecken (Gottesanbeterinnen), 22. März 2012
Astmantis, Popa spurca, imitiert Zweige:

Astmantis, 25. März 2012
Geistermantis, Phyllocrania paradoxa, imitiert dürres Laub bzw. verdorrtes Blatt:

Geistermantis, 25. März 2012
Orchideenmantis, Hymenopus coronatus, imitiert die Blüte der Phalaenopsis Orchidea:

Orchideenmantis, wenige Wochen alt, 25. März 2012

Orchideenmantis, wenige Wochen alt, 22. März 2012
Schildmantis, Rhombodera basalis, imitiert Blätter:

Schildmantis, 22. März 2012
In einem Schaukasten kann man die Aufzucht von Heimchen, Acheta domesticus, in den verschiedenen Entwicklungsstadien beobachten:

Blick auf den Schaukasten mit der Heimchenaufzucht (hinten), Wüstenheuschrecken (li), 25. März 2012
Wüstenheuschrecke, Schistoceroa gregaria:

Wüstenheuschrecke, 25. März 2012
In einem Schaukasten wird eine detailgenaue Nachbildung eines Gemeinen Grashüpfers, Chorthippus parallelus, im Maßstab 30:1 gezeigt:

Nachbildung eines Gemeinen Grashüpfers, 22. März 2012
Anmerkung: Das Insektarium ist ein kleines, aber feines Haus, hell und freundlich, mit gut beschrifteten Infotafeln und liebevoll eingerichteten Terrarien. Das Haus ist auch für Kinder geeignet, allerdings muss man bei etlichen Terrarien ziemlich geduldig sein, bis man die Tierchen entdeckt. Es findet täglich eine kurze Führung im Haus statt. Diese wird auch durchgeführt, wenn man sich als einziger Besucher dafür interessiert (an dieser Stelle vielen Dank für die tolle Führung, die Erläuterungen zu den einzelnen Tieren waren sehr interessant!). Fazit: Unbedingt anschauen!
Stand 31. März 2012
(Fotos: Jola Belik)